„Ich will nicht auf dem Foto sein!“ – Als Fotografin habe ich diesen Satz natürlich schon einige Male gehört. Meistens folgt dann ein „Ich sehe auf Bildern immer doof aus!“ oder die gehobenere Variante „Ich bin nicht fotogen!“. Es gibt viele verschiedene Gründe, warum Leute nicht auf Fotos sein wollen. Vielleicht hat man gerade einen Bad Hair Day (haben wir ja alle mal). Manchmal ist es auch etwas Ernsteres, wie z.B. dass man aus Sicherheitsgründen nicht erkannt werden darf. Aber allermeistens ist es, weil man es schlicht und einfach nicht mag, wie man auf Fotos aussieht.

Dieser Blogpost ist nicht über ein positives Selbstbild (darauf komme ich wann anders zu sprechen), sondern mein Ziel ist es zu zeigen, warum es so wichtig ist, sich doch mal fotografieren zu lassen.

Vielleicht denkst Du, dass jetzt etwas Kitschiges kommt wie „Jede/r ist auf seine Art schön“. Nun, obwohl ich dem zustimme, ist das nicht das, auf was ich hinaus will.

Das, was ich allen Leuten sagen will, die sich nicht fotografieren lassen wollen (weil sie z.B. ihr Aussehen nicht mögen): Das Foto, das von Dir gemacht wird, ist nicht für Dich! Ja, richtig gehört!

Die meisten Fotos von Personen werden nicht aufgenommen, weil die aufgenommene Person das Foto für sich selbst haben will. Nein, die meisten Fotos von Personen werden gemacht, weil man die Erinnerung an die Person und an diesen Moment behalten und mit anderen teilen will!

Wenn eine Mutter sich weigert, auf das Gruppenfoto auf der Hochzeit ihres Sohnes zu kommen, wäre das nicht krass? Eine Hochzeit ist ja im Normalfall nicht nur eine Feier von zwei Menschen. Es ist eine Feier für das Paar UND all die tollen Leute um sie herum. Deswegen soll natürlich jeder auf das Gruppenfoto. Denn beim Gruppenfoto geht es nicht darum, wie Du aussiehst, es geht darum, dass Du da warst und dass Du den Moment mit dem Paar und vielen anderen geteilt hast.

Und das gilt auch für den Alltag. Es muss nicht bei einem professionellen Fotoshoot sein, es kann auch „nur“ ein Foto sein, das Dich beim Kochen zeigt. Denn (und das ist ein etwas unheimlicher Gedanke) es könnte das letzte Foto von Dir sein.

Einmal habe ich ein Foto von einer alten Dame mit ihrer besten Freundin gemacht. Die beiden waren zusammen zur Schule gegangen und waren jetzt in ihren 80gern. Als ich das Foto von ihnen gemacht habe, wusste keiner von uns, dass es das letzte Mal sein würde, dass die beiden sich sehen. Als ich ihnen spontan anbot, ein Foto von ihnen beiden zu machen, lehnten sie erst dankend ab. Ich wusste, das die eine Frau im besonderen es nicht mochte, wenn man sie fotografierte. Also musste ich ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, bis sie sich in Pose stellten und dafür bereit waren. Einige Zeit später starb eine der alten Damen und damit endete die lebenslange Freundschaft der beiden. Aber das Foto war immer noch da. Bis jetzt hat die andere Damen es eingerahmt in ihrer Wohnung, um sich an ihre beste Freundin zu erinnern.

Das nächste Mal, wenn Du Dich nicht nach einem Foto fühlst, denk an diese Geschichte. In der heutigen Zeit sind wir nämlich so überschwemmt von Bildern, dass uns manchmal nicht klar ist, wieviel sie wirklich bedeuten.

Deine Familie und Freunde (und die Fotografin, die sie angestellt haben) wollen DICH auf dem Bild. Sie wollen sich an DICH und Deine Gegenwart erinnern können. An Dein Lächeln und an Deine Augenfalten, an die Art und Weise, wie Du Deine Arme verschränkst und Dir über die Haare streichst. Sie wollen Dich nicht wegen Deines Aussehens auf den Bildern, sondern aufgrund dessen, was Du ihnen bedeutest.

Man kann sogar sagen: Jemanden zu fotografieren (zu lassen) ist eine Art von Wertschätzung.

Deswegen: Dein Platz auf dem Bild kann von niemand anderem eingenommen werden. Verpass diese Chance nicht und stell Dich vor die Kamera!

Viel Spaß beim Fotografiert werden!

Rebekka